—2019—
— 2016 —
Die Unsichtbare
Mitteldeutsche Zeitung
Christoph Tannert (2016):
„Vielleicht gibt es ja demnächst mal eine Ausstellung, die jenen Bürgerrechtlern gewidmet ist, die sich auch künstlerisch betätigt haben. Dann wäre Bärbel Bohley natürlich dabei.“
(aus der Begründung, warum die Malerin Bärbel Bohley in der von Christoph Tannert und Eugen Blume kuratierten Berliner Kunstausstellung „Gegenstimmen 1976-1989“ nicht vertreten ist)
Vaclav Havel (1978):
„Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es irgendeine unsichtbare Grenze gibt, die der Mensch überschreiten muss – ohne es zu wollen und ohne zu wissen, wann und wie er es getan hat -, damit man aufhört, über ihn als über einen Schriftsteller zu schreiben, der sich auf diese oder jene Art bürgerrechtlich engagiert, und beginnt über ihn als „Dissidenten“ zu sprechen, der (irgendwie nebenbei – vielleicht in der Freizeit?) auch noch irgendwelche Theaterstücke schreibt. […]
So wie der Begriff „Opposition“ aus der demokratischen Gesellschaft in das posttotalitäre System übertragen wurde, ohne daß seine Bedeutung in so unterschiedlichen Verhältnissen durchdacht … worden wäre, wurde der Begriff „Dissident“ von der westlichen Journalistik ausgewählt und als Bezeichnung eines Phänomens allgemein akzeptiert, das für das posttotalitäre System spezifisch ist und in der demokratischen Gesellschaft fast nicht auftritt. […]
Die Bezeichnung „Dissident“ erweckt… den Eindruck, als ob es sich hier um einen besonderen Beruf handelte; als ob es neben anderen normalen Arten, seinen Unterhalt zu verdienen, noch eine besondere Art gäbe, nämlich das „dissidentische“ Nörgeln über die Verhältnisse. Als ob ein „Dissident“ nicht einfach ein Physiker, Soziologe, Arbeiter oder Dichter wäre, der nur so handelt, wie er handeln zu müssen glaubt … sondern als ob es im Gegenteil jemand wäre, der sich einfach für den Beruf eines professionellen Unzufriedenen entschlossen hätte, so etwa wie sich ein Mensch entschließt, Schuster oder Schmied zu werden. […] Das „Dissidententum“ ist einfach kein Beruf, selbst wenn man sich ihm vierundzwanzig Stunden am Tage widmet. Es ist ursprünglich und vor allem eine bestimmte existentielle Einstellung. […]
Irgendeine Auswahl von bekannten oder prominenten „Dissidenten“ als Kategorie zu institutionalisieren, bedeutet in Wirklichkeit, die ureigensten moralischen Ausgangspunkte ihres Handelns zu leugnen.“
(aus: Vaclav Havel, Versuch in der Wahrheit zu leben, Rowohlt, Hamburg 1980, Seite 47-50)
Bärbel Bohley (1990)
„Ich bin keine politische Künstlerin. Ich bin ein politischer Mensch, der Kunst macht. Manchmal ist Kunst abwesend – dann ist Politik anwesend und bestürmt das Leben. Ich möchte als Ganzes gesehen werden – aber meine Bilder sollen als Bilder betrachtet werden. Kunst ist für mich der Versuch eines utopischen Entwurfs vom Leben.“
Ehrengrab für Bärbel Bohley,
Meldung RBB
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen vergibt ein
BÄRBEL-BOHLEY-PROMOTIONSSTIPENDIUM
Der Berliner Bezirk Mitte will für die Neugestaltung des Mauerparks eine Straße nach Bärbel Bohley benennen. Gedenkstättendirektor Hubertus Knabe hatte im November 2014 Bezirksbürgermeister Christian Hanke die DDR‑Bürgerrechtlerin als Namenspatin empfohlen. Trotz ihres herausragenden bürgerrechtlichen Engagements erinnere bis heute in Berlin keine Straße an die viel zu früh verstorbene „Mutter der Friedlichen Revolution”, so Knabe. Die Arbeitsgemeinschaft Geschichte der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Berlin‑Mitte stimmte dem Vorschlag letzte Woche zu. In ihrer nächstmöglichen Sitzung will die BVV darüber abstimmen, den in östlicher Richtung gelegenen Straßenbogen am Mauerpark in Bärbel‑Bohley‑Ring umzubenennen
Grüne Aussichten: Berühmte Frauennamen für Straßenbenennungen Immer wieder haben sich Bündnis 90/Die Grünen dafür eingesetzt, neue öffentliche Straßen in Marzahn-Hellersdorf nach Frauen zu benennen. Denn von den nach Personen benannten Straßen sind bisher weniger als 10% nach Frauen benannt. In der Bezirksverordnetenversammlung wurde mit der Drucksache 1362/VII-4 beschlossen, künftig im Bereich der Ortsteile Marzahn zu benennende Straßen oder Plätze nach Persönlichkeiten wie Bärbel Bohley zu benennen […] Mit der geplanten Straßenbenennung kurz nach ihrem fünften Todestag, würdigt Marzahn-Hellersdorf ihren Einsatz für Demokratie. Beate Buchwald, Mitglied im Ausschuss für Gleichstellung
Lesereise 2015
von Wiebke Frost: Bärbel Bohley »Englisches Tagebuch 1988«, BasisDruck Verlag 2011
Termine:
- Donnerstag 28. Mai 2015, um 19:00 Uhr in Halle/ Saale, Ort: Puschkino
- Freitag 05. Juni 2015, um 19.30 Uhr; Ort: Kulturhaus Alte Schule e.V., 15569 Woltersdorf , Rudolf-Breitscheid-Straße 27
- Sonntag 13. September 2015 um 16:00 Uhr in Erfurt, Ort: Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße
- Donnerstag, 29. Oktober 2015, 18 Uhr in der Bildhauereihalle, Kunsthochschule, Bühringstraße 20, 13086 Berlin
Von 1969 – 1974 studierte die spätere Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley an der weißensee kunsthochschule berlin Malerei und Grafik und schloss das Studium mit dem Diplom ab. Seit 1974 lebte und arbeitete die freischaffende Künstlerin in Berlin und setzte sich couragiert für Grundrechte wie Meinungs-, Reise-, und Versammlungsfreiheit ein…