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SUPERillu - 44/2006
Der 3. Kampf der Bärbel Bohley WASSER FÜR DIE ARMEN
Die Wende-Heldin von 1989 schafft nun mit Spenden und Hilfsgeldern ein neues Zuhause für Kriegsflüchtlinge in Bosnien-Herzegowina
die Pajics sind schon eingezogen.
Der Gegner ist nicht, wie
1989,eine Diktatur.Es geht
auch nicht um das Ringen
um Anerkennung für die
Menschen, die zur DDRZeit
politisch verfolgt waren. Den
dritten großen Kampf in ihrem
Leben ficht Bärbel Bohley (61)
dafür, dass Kriegsflüchtlinge ein
neues Zuhause bekommen. Die Gestrandeten.
Obwohl der
Balkan-Krieg schon 10 Jahre her ist,
leben in Bosnien-Herzegowina
immer noch Zehntausende in
Flüchtlingslagern, in Hütten aus
Brettern und Wellblech. Oft plagen
sie schreckliche Erinnerungen:
ermordete Angehörige,Vergewaltigungen,
Flucht. Etwa tausend
Gestrandete hausen in Lagern nahe
der Stadt Mostar.In der Nähe sollen
sie angesiedelt werden,was gar nicht
so einfach ist. Jede Familie bekam
zwar ein Stück Land. Ein Haus aber
muss sie selbst bauen. Kredit gibt es
nicht, nur Material-Spenden.
Alle
sind Tagelöhner oder ganz arbeitslos.
Viele mauern seit Jahren, ohne dass ihr Haus bis jetzt bewohnbar ist.Das
größte Problem ist die Wasserversorgung.
Öffentliche Leitungen gibt
es nicht. Das Grundwasser liegt in
dem Karst-Gebiet 80 Meter tief.
Brunnenbohren ist viel zu teuer.
Die Hilfe. SUPERillu-Chefreporter
Gerald Praschl besuchte Bärbel
Bohley vor Ort. Seit 1999 ist sie mit
dem Bosnier Dragan Lukic (59) verheiratet,
lebt in der Nähe von Split in
Kroatien. In den 90er-Jahren leitete
sie ein Hilfsprojekt zum Wiederaufbau
kriegszerstörter Häuser. Seit
1999 lädt sie jährlich 70 Kinder von
Kriegsflüchtlingen zu kostenlosen
Ferien ans Meer ein.Nun baut sie mit
ihrem Hilfsverein »Seestern e.V.«
Zisternen. Das sind Beton-Reservoirs,
die im Winter Regenwasser
auffangen. Das reicht zum Gießen,
Duschen und Putzen. Bärbel
Bohley: „Wir können so mit wenig
Geld vielen Menschen helfen.“
150000 Euro Hilfsgelder schießt die
deutsche Regierung zu, der Rest
kommt aus Spenden.
Die Freude. Bei den Pajics ist die
Zisterne schon fertig. Die katholische
Familie war 1993 vor moslemischen
Kämpfern aus ihrem Dorf
geflohen. Im Dorf Domanovici
schaffen sie sich ein neues Heim.
Derzeit ist es noch ein Rohbau,aber
die Pajics sind schon eingezogen.
Mutter Anica (44) ist begeistert:
„Bisher mussten wir unser Wasser in
Kanistern heranschaffen. Mein
Mann ist Tagelöhner, wir haben im
Monat nur 250 Euro. Eine Zisterne
hätten wir uns nie leisten können.Ich
bin so froh.“
Das größte Problem ist
der harte Felsen im Untergrund.
Die
Baugruben werden mit Dynamit aus
dem Felsen herausgesprengt (siehe
rechts).Derzeit sind 28 Zisternen im
Bau, 2007 sollen 70 folgen.
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