Trotz der vielen geleisteten humanitären und
Entwicklungshilfe im Laufe der letzten zehn Jahre nach Unterzeichnung
des Daytoner Friedensabkommens (Dezember 1995) lebt die Mehrheit der
Bevölkerung in sozialer Armut und Perspektivlosigkeit. Die
internationalen Bemühungen werden zwar fortgesetzt, aber das Interesse
an Bosnien und Herzegowina und der ganzen Region lässt deutlich nach. In
diesem Kontext fehlt Domanovici immer wieder auf den Listen für
Unterstützung.
Nach
dem Bericht von Dezember 2005 des zuständigen BiH Ministeriums für
Menschenrechte und Flüchtlinge gibt es in BiH ca. 7.200 Personen bzw.
2.500 Familien, die in 106 kollektiven Zentren leben (in der Föderation
BiH 51 und in der RS 55 Zentren).
Im
Fall von Domanovici ist es nach Befragung der einzelnen Familien
deutlich geworden, dass alle Versuche, in ihren ursprüngliche Wohnorte
zurückzukehren, gescheitert sind, weil ihre Häuser im Krieg entweder
Totalschaden erlitten haben oder nachträglich angezündet wurden, um die
Rückkehr zu verhindern. Demzufolge werden sie wahrscheinlich für immer
in Domanovici bleiben, zumal sie dort in den letzten zwölf Jahren eine
neue Heimat gefunden haben. Fast alle Kinder sind bereit in Domanovici
geboren worden und besuchen dort auch die Schule. Es besteht seitens der
Flüchtlinge kein Interesse an ihren alten Wohnort zurückzugehen, da sie
dort keine besseren sozialen Bedingungen vorfinden würden. Außerdem ist
das Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen noch immer nicht
problemlos und so ist es sinnvoll den Menschen an ihrem neuen Lebensort
zu helfen.
Bei Capljina gibt es noch zwei Flüchtlingslager.
In Domanovici leben in einer ehemaligen Kaserne der
k.k.
Monarchie, die später jahrelang als Psychatrie genutzt wurde und
seit 1992 ( offiziell seit 1993) Flüchtlingslager für Flüchtlinge aus
Zentralbosnien ist, noch 98 Personen. Das sind 55 Familien, davon sind
26 Alleinstehende und 9 Kinder bis zu 14 Jahren.
Es gibt große Alkoholprobleme und die Leute haben keine Arbeit.
Es
gibt kein fließendes Wasser und die Leute werden weder medizinisch
versorgt, noch haben sie ausreichend Essen. Sie leben im Prinzip von
Spenden, die für sie in dem Wallfahrtssort Medugorije gesammelt werden.
Weil die Lebensumstände in diesem Lager so schlecht sind, versuchen die
Flüchtlinge in das zweite Flüchtlingslager Tasovici umzusiedeln, wenn
dort ein Platz frei wird.
Tasovici ist von Domanovici 7 km entfernt in Richtung Hauptstraße.
Dort leben noch 365 Personen. Das sind 115 Familien mit 70 Kindern bis
zu 14 Jahren. Sechs Familien haben behinderte Kinder, davon ist ein
Vater alleinstehend mit zwei behinderten Kindern. Trotzdem ist die
Situation in Domanovici besser, denn es gibt Wasser und die Leute haben
die Chance, manchmal Arbeit zu finden, weil das Lager näher an der
Hauptstrasse liegt.
Unser Verein Seestern e.V.
hat sich als Ziel gesetzt, 28 Familien, ca. 168 Personen in Domanovici
mit Trinkwasser zu versorgen. Die Familien sind nach ihrer Bedürftigkeit
und der Anzahl der Familienmitglieder (mindestens fünf Personen)
ausgewählt worden.
Sie erhalten dadurch die Chance, sich dauerhaft an dem neuen Wohnort
anzusiedeln.
Es werden 28 Zisternen gebaut innerhalb von drei Monaten. Jede
Zisterne hat 56 m3 und wird in der regenarmen Zeit
die
Familie über acht Monate mit Trinkwasser versorgen.
Das Projekt wird vom
Auswärtiges Amt gefördert.
Ein weiteres Projekt für 70 Zisternen ist geplant und wird
hoffentlich realisiert werden.