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Bericht über den Kinderaufenthalt 2002

Im Sommer 2002 verbrachten in der Zeit vom 15.06. bis 21.07. insgesamt 28 Kinder und vier Betreuer einen Ferienaufenthalt im Rahmen unseres Projektes in Celina. Die Kinder waren in vier Gruppen aufgeteilt und der Aufenthalt jeder Gruppe dauerte 10 Tage. Außerdem waren Karl und Hilke Bohley drei Wochen in Celina und nahmen an dem Projekt teil, deshalb wurde mit den Kindern mehr gespielt als in den vergangenen Jahren. Das war sehr schön, weil es immer bedauerlich ist, dass die hiesigen Erwachsenen das zu wenig machen. Ansonsten war Dragan wieder unser Kraftfahrer und ist jeden Tag viermal ans Meer und zurück gefahren, um die Kinder hinzubringen und abzuholen, er hat auch eingekauft. Ich habe gekocht, und war für die Wäsche zuständig, ansonsten habe ich mich um Sonnenbrand und Bauchschmerzen gekümmert.

Wir wollten in diesem Jahr eigentlich nur Kinder aus Vukovar hier haben, weil diese kleine barocke Ruinenstadt an der Donau von Kroatien und der Welt wohl vergessen ist. Dort fing ja der Krieg 1991 an und bisher wurde nur der Schutt weggeräumt. An Aufbauarbeiten ist wenig geschehen. Wir sind deshalb im April 2002 nach Vukovar gefahren, um das Projekt mit den dortigen Franziskanern vorzubereiten.

Leider sind nur zwei Gruppen von Vukovar gekommen, weil die Franziskaner angeblich keine weitere Betreuerin gefunden haben. Ja, sicher die Reise ist beschwerlich, denn Vukovar ist 750 km entfernt, aber verstanden haben wir das nicht. Doch wir haben viel Fahrgeld gespart und konnten deshalb noch zwei Gruppen aus Bugojno einladen. Es ist auch sehr schön, wenn man einige Kinder nach einem Jahr wieder sieht. Man ist gleich miteinander vertraut und alles ist leichter. Da ich ja in der Sprache noch immer keine tieferen Gespräche führen kann, brauche ich fast immer eine Woche, um die Kinder besser zu verstehen. Die Kinder waren wieder sehr lieb und wir hatten fast keine Probleme. Nur ein vierzehnjähriges Mädchen aus Vukovar war sehr aggressiv. Aber nachdem wir erfahren haben, dass sie miterlebt hat, wie zwei ihrer Geschwister verbrannt sind, konnten wir und alles erklären. Leider können wir ihr die notwendige psychologische Hilfe von hier aus nicht organisieren.

Es war wie immer: alle Kinder haben ein trauriges Schicksal und sind um ihre Kindheit betrogen worden, gleichgültig ob sie Flüchtlinge waren oder im Land geblieben sind. So hatten wir zu erstenmal einen kleinen Jungen dabei, der ein Vergewaltigungskind ist. Das ist zwar nun schon zehn Jahre her, aber wie er und seine traumatisierte Mutter, - die es nicht mehr geschafft hat, Vukovar zu verlassen und fast zwei Jahre von den Serben dort gefangen gehalten wurde- , jetzt dort leben, kann ich mir gut vorstellen. Ihr Vater hat sich das Leben genommen, weil er nicht mehr mit ansehen konnte wie Frau und Tochter ständig vergewaltigt wurden. Ja, das ist alles vor unserer Haustür geschehen und ich erinnere mich noch gut, wie wenig das 1991 vorstellbar war und wie sehr wir mit unseren eigenen Problemen beschäftigt waren!

Das Kinderhaus ist jetzt fertig ausgebaut und möbliert. Deshalb konnten mehr Kinder als in den vergangenen Jahren hier ein paar Tage im Meer schwimmen und ein wenig Normalität erleben. Unterstützung bekamen wir auch von Freunden des Vereines. So war Horst Moelke, der schon im vergangenen Jahr einen Hilfstransport für unseren Verein organisierte, wieder in Celina. Er hat für die katholische Gemeinde in Bugojno einen Bus organisiert und mit Spielzeug und Kleidung beladen hergefahren. Frank Eigenfeld und seine Frau machten ebenfalls Station bei uns und lieferten Sachspenden für das Kinderprojekt ab. Auch andere Freunde aus Deutschland besuchten uns und unterstützten das Projekt materiell oder finanziell.

Celina, den 31.12.02
Bärbel Bohley