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<< Alle InfosInfobrief von 10.08.02
Liebe Freunde, Unterstützer und alle an unserem Projekt "Seestern" Interessierten!
Nun sind alle Kinder abgefahren und ich wollte Euch ein wenig über den diesjährigen Aufenthalt der Kinder berichten. In diesem Sommer waren insgesamt 28 Kinder und vier Betreuer hier. Außerdem besuchten uns noch ein paar Freunde, deshalb wurde mit den Kindern mehr gespielt als in den vergangenen Jahren. Das war sehr schön, weil ich ja immer bedaure, dass die hiesigen Erwachsenen das zu wenig machen. Ansonsten war Dragan wieder unser Kraftfahrer und ist jeden Tag viermal ans Meer und zurück gefahren, hat eingekauft. Ich habe gekocht, war für die Wäsche zuständig und ansonsten habe ich mich um Sonnenbrand und Bauchschmerzen gekümmert. Wir wollten in diesem Jahr eigentlich Kinder aus Vukovar hier haben, weil diese kleine barocke Ruinenstadt an der Donau von Kroatien und der Welt wohl vergessen ist. Dort fing ja der Krieg 1991 an und bisher wurde nur der Schutt weggeräumt. An Aufbauarbeiten ist wenig geschehen. Wir sind deshalb im April nach Vukovar gefahren, um das Projekt mit den dortigen Franziskanern vorzubereiten. Leider sind nur zwei Gruppen von Vukovar gekommen, weil die Franziskaner angeblich keine weitere Betreuerin gefunden haben. Ja, sicher die Reise ist beschwerlich, denn Vukovar ist 750 km entfernt, aber verstanden haben wir das nicht. Doch wir haben viel Fahrgeld gespart und konnten deshalb noch zwei Gruppen aus Bugojno einladen. Es ist auch sehr schön, wenn man einige Kinder nach einem Jahr wieder sieht. Man ist gleich miteinander vertraut und alles ist leichter. Da ich ja in der Sprache noch immer keine tieferen Gespräche führen kann, brauche ich fast immer eine Woche, um die Kinder besser zu verstehen. Die Kinder waren wieder sehr lieb und wir hatten fast keine Probleme. Nur ein vierzehnjähriges Mädchen aus Vukovar war sehr aggressiv. Aber nachdem ich erfahren habe, dass sie miterlebt hat, wie zwei ihrer Geschwister verbrannt sind, konnte ich mir alles erklären. Leider können wir ihr die notwendige psychologische Hilfe von hier aus nicht organisieren. Aber es war wie immer: alle Kinder haben ein trauriges Schicksal und sind um ihre Kindheit betrogen worden, gleichgültig ob sie Flüchtlinge waren oder im Land geblieben sind. So hatten wir zu erstenmal einen kleinen Jungen dabei, der ein Vergewaltigungskind ist. Das ist zwar nun schon zehn Jahre her, aber wie er und seine traumatisierte Mutter, die es nicht mehr geschafft hat, Vukovar zu verlassen und fast zwei Jahre von den Serben dort gefangen gehalten wurde, jetzt dort leben, kann ich mir gut vorstellen. Ihr Vater hat sich das Leben genommen, weil er nicht mehr mit ansehen konnte wie Frau und Tochter ständig vergewaltigt wurden. Ja, das ist alles vor unserer Haustür geschehen und ich erinnere mich noch gut, wie wenig das 1991 vorstellbar war und wie sehr wir mit unseren eigenen Problemen beschäftigt waren! Liebe Freunde, wir möchten uns noch einmal für alle Unterstützung bedanken. Nur deshalb konnten wir das Kinderhaus ausbauen und möblieren, nur deshalb konnten mehr Kinder als in den vergangenen Jahren hier ein paar Tage im Meer schwimmen und ein wenig Normalität erleben. Aber alles ist ja nicht nur ein Geben, sondern inspiriert uns auch zu neuen Ideen. So will Dragans Tochter Sanja nach ihren Erfahrungen mit den Kindern nicht weiter nur am Computer sitzen, sondern als Mathematiklehrein arbeiten. Horst Moelke, der im vergangenen Jahr sah, wie sehr sich die Kinder über ein Plüschtier freuten, hat in diesem Sommer für die katholische Gemeinde in Bugojno einen Bus organisiert und mit Spielzeug und Kleidung beladen hergefahren. Marianne Tietze will in Deutschland Hilfe für die Behindertenschule in Split finden und im nächsten Jahr einige Zeit mit den Kindern zusammen sein. Christian Tietze hatte ein paar gute Verbesserungsvorschläge zur Organisation unseres Projektes. Mal sehen, was wir alles realisieren können! Vorerst herzlichen und großen Dank an alle, die an dem Projekt interessiert sind und es unterstützt haben, von den Kindern, Dragan und mir. Ihre, Eure Bärbel Bohley Celina, den 10.8.2002 |
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