Rezension

Retrospektiven auf die Friedliche Revolution von Karl Wilhelm Fricke, Köln, in Deutschlandarchiv 45 (2012) 1

Authentische Tagebücher und andere autobiografische Zeugnisse von Bürgerrechtlern, Oppositionellen und Widerständlern der DDR aus der Zeit vor 1989 sind ebenso selten wie wertvoll. […] Ein typisches Beispiel: Bärbel Bohleys »Englisches Tagebuch 1988«, dessen Manuskript die Berliner Bürgerrechtlerin und Pazifistin im Gepäck hatte, als sie aus dem Zwangsexil in London heimkehrte nach Ost-Berlin. Sie konnte es vor dem Zugriff der Geheimpolizei bewahren. Die erste Eintragung datiert vom 13. Februar , die letzte vom 3. August. Sieben Monate später hatte sie ihre handschriftlichen Aufzeichnungen mit der Schreibmaschine übertragen und durch andere Zeitdokumente sowie durch ein Nachwort ergänzt. Irena Kukutz, eine ihrer politischen Weggefährtinnen, hat sie gemeinsam mit Klaus Wolfram mit empathischer Sorgfalt bearbeitet und posthum publiziert.

Entstanden ist eine in politischer wie persönlicher Beziehung aufschlussreiche Edition, die Auskünfte über Bärbel Bohley erteilt, über ihr Denken und Fühlen, über ihren klaren analytischen Verstand und ihre regimekritische Sensibilität, über ihren Freundeskreis und ihre Netzwerke im bürgerlichen Milieu, speziell auch über die traumatische Erfahrung ihrer Untersuchungshaft im Stasi-Gefängnis Berlin -Hohenschönhausen […]